Ätherische Öle bei Kindern – Risiko versus Nutzen

Ätherische Öle bei Kindern – mit Bedacht verwendet, können Sie bei vielen Alltagsbeschwerden hilfreich eingesetzt werden.

jedoch leben wir heute in einer Welt der schnellen Lösungen und der viel beworbenen Wundermittel – auch die ätherischen Öle werden im World Wide Web als solche des öfteren „beworben“.
Da wir mit einer sich ständig verschlimmernden Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika konfrontiert werden, machen uns die ätherischen Öle vielversprechende Hoffnungen.

Bakterien bilden keine Resistenzen gegen naturbelassene ätherische Öle (bei standardisierten oder chemisch stabilisierten Ölen könnte es eher der Fall sein). Forscher haben sogar herausgefunden, dass sie in Kombination mit nicht mehr wirksamen Antibiosen, deren Wirksamkeit wieder herstellen können.

Es ist auf jeden Fall einen Versuch wert, mit ätherischen Ölen und Mischungen zumindest das Immunsystem zu unterstützen, um widerstandskräftiger gegen Krankheitskeime zu sein, denn viele ätherische Öle wirken keimtötend und entlasten somit das Immunsystem. Natürliche „Duftwolken“ wirken nachweislich störend auf die empfindliche Kommunikation von Krankheitskeimen, so verlieren sie an Power. Die für uns angenehm riechenden Naturdüfte wirken auf bösartige Keime als irritierende Signalstoffe. Millionen Jahre alte Verteidigungsmechanismen von Pflanzen stören die Schwarmkommunikation vieler Bazillen, sodass sie nicht oder weniger aggressiv attackieren können. Dieser neue Zweig der Antibiotikaforschung hat in den letzten knapp zehn Jahren spannende Erkenntnisse hervorgebracht. Klick hier & hier

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Artikel „Dufte durch die Erkältungszeit“  klick hier

Daher scheint es nicht überraschend, dass ätherische Öle wie Thymian Thymol, Zimt, Oregano, Gewürznelke oder daraus hergestellte Mischungen an Beliebtheit zunehmen. In der heutigen Zeit werden diese Empfehlungen durchaus in hohem Maße wahrgenommen und nicht zuletzt auch von Eltern, die glauben eine wirkungsvolle und harmlose Alternative zur „Chemiemedizin“ gefunden zu haben.

Es ist verständlich, dass Eltern für ihre Kinder nur das Beste möchten. Medikamente können Nebenwirkungen, manchmal auch gefährliche Nebenwirkungen haben, obwohl man davon ausgeht, das der Nutzen bei der Anwendung bzw. Behandlung überwiegt. Aber auch ätherische Öle können unerwünschte Nebenwirkungen haben und erfordern einen achtsamen Umgang, bei dem die individuelle Wirkung und der Mensch genau betrachtet werden müssen.

Uns stellt sich die Frage ob die derzeitige Art und Weise der (nicht hinterfragten) Anwendungsempfehlungen und der daraus folgenden Anwendungen bei Kindern die Gesundheit tatsächlich wahrt oder wieder herstellt?
Dies gibt uns Grund zur Sorge, da gerade die am stärksten antimikrobiellen ätherischen Öle, die in Hinblick auf Nebenwirkungen riskantesten sind (Tisserand & Young 2014).
Die übermäßige Verwendung ätherischer Öle bei Kleinkindern kann deren Immunentwicklung sogar hemmen.

 

Atopische Krankheiten

Atopische Krankheiten wie Heuschnupfen, Asthma und Neurodermitis nehmen immer weiter zu. Auch Kinder sind davon in den letzten Jahrzehnten stark betroffen. Die Zahl der betroffenen Kinder stieg beispielsweise bei Heuschnupfen von 6,9% im Jahr 1980 auf 16,6% im Jahr 2009 (CDC,1994, CDC, 2013).
Forscher haben sich die Frage gestellt, warum bei immer besser werdenden hygienischen Bedingungen und besserer Gesundheitsversorgung atopische Krankheiten stetig zunehmen.

Im Verdacht stand eine übertriebene Hygiene, dieser konnte jedoch nicht bestätigt werden.
Die Hygienehypothese basiert auf der Idee, dass zu viel Sauberkeit das Risiko erhöhen kann, dass ein Kind später im Leben eine Allergie entwickelt. Die Hypothese wurde aus vielen Blickwinkeln untersucht, jedoch wurden keine klaren Zusammenhänge zwischen übereifriger Hygiene und Atopie festgestellt.

Interessanterweise haben andere Untersuchungen jedoch gezeigt, dass Kinder, die der landwirtschaftlichen Umgebung ausgesetzt sind, weniger Heuschnupfen haben, da sie den Kontakt mit Nutztieren, nicht pasteurisierter Milch usw. ausgesetzt sind. Es wurde auch festgestellt, dass dieser Schutz vor Atopie spezifisch für Kinder war, die diese Exposition in den ersten Lebensjahren im Gegensatz zu Kontakt in jedem Alter erlebt hatten (Bloomfield, Stanwell-Smith, Crevel, & Pickup, 2006).

 

Der Begriff „atopische Erkrankungen“ umfasst alle Erkrankungen, die mit einer erblich bedingten Überempfindlichkeit des Immunsystems gegen körperfremde Stoffe zusammenhängen. Zu den häufigsten atopischen Erkrankungen gehören u.a. Asthma bronchiale, Neurodermitis und die allergische Rhinitis (Nasenschleimhaut-Entzündung).

Quelle:http://www.gesundmed.de/glossar-lexikon/allergie/atopische-erkrankungen/

Wie Bloomfield et al (Bloomfield et al, 2016) in einer Untersuchung feststellten, sollte die Hygienehypothese aufgegeben werden, da diese suggeriert, dass Sauberkeit schlecht ist und gleichzeitig das Risiko der Verbreitung von Infektionskrankheiten erhöht. Sie sind sich jedoch einig, dass die Exposition gegenüber Mikroben gerade in jungen Jahren entscheidend ist: „Das Immunsystem ist lernfähig und bei der Geburt ähnelt es einem Computer mit Hard- und Software, jedoch nur ausgestattet mit wenigen Daten. In den ersten Lebensjahren müssen zusätzliche „Daten“ durch den Kontakt mit Mikroorganismen anderer Menschen und der natürlichen Umwelt bereitgestellt werden.“

Info:

Wissenschaftler sind sich immer noch nicht sicher wie anfällig uns das schwindende Mikrobiom (früher Darmflora genannt) für allergische Erkrankungen macht – gut belegt hingegen ist jedoch, dass Kinder die zu Hause entbunden werden, seltener an Asthma und Neurodermitis erkranken (Journal of Allergy and Clinical Immunology: Nimwegen et al., 2011) und an Nahrungsmittelallergien ((Pediatric Allergy and Immunology: Koplin et al., 2008).  Bekommen Kinder in den ersten Lebensjahren häufig Antibiotika, neigen sie später eher dazu an Asthma zu erkranken (Clinical and Experimental Allergy: Droste et al, 2000). Auch die Häufigkeit an Morbus Crohn zu erkranken nimmt zu (American Journal of Epidemiology: Virta et al, 2012).

Diese Theorie gibt einen Einblick darüber, warum die Auseinandersetzung mit Mikroben in der frühen Kindheit von Bedeutung sein kann. Die Entwicklung der richtigen Immunfunktion hängt davon ab, welchen Mikroorganismen wir ausgesetzt sind und bei der Evolution von Säugetieren ausgesetzt waren. Diese Organismen tragen dazu bei, dass regulatorische T-Zellen stimuliert werden. Diese Mikroorganismen verursachen allerdings in den meisten Fällen keine Infektionen im Kindesalter – jedoch reduzieren die heutigen hygienischen Bedingungen, immer mehr sterilisierte Fertignahrung, sterilisierte Getränke und nicht zuletzt die moderne Medizin den Kontakt zu ihnen.

Vor diesem Hintergrund ist die Verwendung der stärksten o.g. antimikrobiellen ätherischen Öle und Mischungen wahrscheinlich nicht die beste Unterstützung für ein sich entwickelndes Immunsystem und kann dessen Entwicklung sogar behindern.
Roger C Parslow, ein Mitglied der Pädiatrischen Epidemiologiegruppe der Universität Leeds, fasst die ganze Diskussion treffend zusammen: „Das richtige Gleichgewicht zwischen dem Schutz unserer Kinder vor schädlichen oder lebensbedrohlichen Infektionen und der Aussetzung mit einer „ausreichenden Dosis“ milderer Infektionen, um ihr Immunsystem zu stärken, hat weitreichende soziale und verhaltensbedingte Konnotationen.“

Quelle: https://www.bmj.com/rapid-response/2011/10/30/early-exposure-infection-and-childhood-leukaemia

Zusammenfassung

Der übermäßige Gebrauch der o.g. ätherischen Öle kann sich negativ auf das Immunsystem auswirken, sowohl im Hinblick auf die Entwicklung der Immunität als auch auf die Entstehung allergischer Reaktionen, entweder sofort oder zu einem späteren Zeitpunkt.

Denn die meisten Bestandteile ätherischer Öle können aufgrund ihrer Größe nicht vom Immunsystem erkannt werden. Jedoch können sie zusammen mit Proteinen auf der Haut bzw im Körper so genannte Haptene bilden, die nun vom Immunsystem registriert werden können. So kann bei ständigem Kontakt mit überdosierten oder reizenden Naturdüften sehr wohl eine immunologische Reaktion ausgelöst werden. Diese wird vom Immunsystem als eine Bedrohung identifiziert und artet dann im schlimmsten Fall in einer Allergie aus.

WEITERLESEN in der nächsten Ausgabe aromaMAMA – erscheint im August 2019

 

In unseren aromaMAMA Projekten wie unseren Postern und Magazinen klick hier informieren wir regelmäßig über den verantwortungsvollen Umgang mit den ätherischen Ölen – beachtet man man die Auswahl der für Kinder geeigneten Öle, die Dosierung und Anwendungsart, dann können ätherische Öle bei Infekten von Eltern bestens zur (Mit-) Behandlung ihrer Kinder angewendet werden.

In unserem Buch Aromatherapie für Kinder findest Du neben vielen Rezepturen und Anwendungsbeispielen auch ein Kapitel über multiresistente Krankenhauskeime.

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Viele Grüße

Sabrina Herber & Eliane Zimmermann

Quellenhinweise: https://tisserandinstitute.org/antimicrobial-essential-oils-children/?fbclid=IwAR3-gJ1Ri0SkWpsOpwv7BYA0HteAKZBEyjBT7me4BOJ5rXxiHoEjpbfNPBk

1 Kommentar zu „Ätherische Öle bei Kindern – Risiko versus Nutzen“

  1. Ich finde ätherische Öle gerade bei Erkältungskrankheiten sehr geeignet. Bei uns in St. Florian kaufe ich sie immer in der Apotheke. Fichtennadel habe ich noch nicht ausprobiert, das klingt ganz gut. Meine Tochter ist nun drei geworden und würde das sicher vertragen.

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